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Wie schreibe ich meine Thesis?

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7. Wie liest man ein Paper?

Es ist euch sicher bereits aufgefallen: Brauchbares Material, das sich so findet, kann aus unterschiedlichsten Quellen stammen! Ohne bestimmte Reihenfolge oder Anspruch auf Vollständigkeit können das Dinge sein wie:

Über ›graue Literatur‹ (=nicht peer Reviewtes) und dass sie nicht notwendigerweise unbrauchbar sein muss, haben wir schon ein paar Worte verloren – ich erinnere an die PROMPT-Analyse im Text über die Literaturrecherche! Hier wollen wir uns der für unsere Zwecke ›härtesten‹ Form von Text zuwenden: dem Fachartikel oder auch ›Paper‹.

Erkennbar ist er daran, dass er in einem reviewten Fachmagazin wie Nature oder IOP erscheint (– das muss natürlich keine Printversion sein; immer mehr erscheint online –) oder aus Datenbanken wie PubMed oder MDPI abgerufen wird. ›Am härtesten‹ ist er in zweierlei Hinsicht: Einerseits ist er am belastbarsten und daher zum Zitieren bestgeeignet, andererseits aber auch am schwierigsten zu lesen! Die meisten Papers kann man nicht einfach von oben nach unten lesen wie eine gute Kurzgeschichte, sondern muss sie sich regelrecht aufschließen – was sehr zeitaufwändig sein kann!

Und das obendrein immer mit dem möglichen Ergebnis, dass das Paper für die eigene Thesis gar nicht verwertbar ist! Aus diesem Grund sollte man auch das Lesen von Papers systematisieren; damit kann man nicht nur viel Zeit einsparen, sondern bei geringerem Zeitaufwand  auch besser ›eindringen‹.

Aus diesem Grund wird Euch jeder raten, eine Reihenfolge ähnlich wie diese einzuhalten:

1. Abstract

Lest zuerst das Abstract. Das Abstract ist wie ein Modell des Artikels im Maßstab 1:20, natürlich ohne dessen Details! Aber trotzdem sollte es über den Titel hinaus einen profunden Eindruck vermitteln, worum es im Paper geht und wie die Ergebnisse aussehen.

Hier der wichtige Tipp: Wenn das Abstract vermuten lässt, dass es hier um etwas Anderes geht: Nicht der Versuchung erliegen, einfach mal reinzuschmökern! Das kostet fast sicher nur Zeit! (So interessant und lehrreich es auch sein mag! Aber wir haben selber ein Paper zu schreiben und das mit Terminvorgabe! Man kann es ja archivieren und nach Abgabe der Thesis in Ruhe durchackern, während man auf die Note wartet…)

Tipp #2, nicht minder wichtig: Einen entsprechenden Vermerk in der Annotierten Bibliographie machen! Ihr würdet gar nicht glauben, wie oft man bei ähnlichen Suchen über ein und dasselbe Paper stolpern kann und verliert dann nur Zeit, wenn man immer wieder neu ›draufkommen‹ muss, dass man es gar nicht verwenden will.

Tipp #3: Tipps #1 & #2 gelten für jeden einzelnen der folgenden Schritte gleichermaßen!

2. Zusammenfassung

Nach dem Abstract lese ich die letzten Abschnitte: Zusammenfassung / Conclusion / Outlook – wie immer sie heißen bzw. gegliedert sind. Das sollte mir einen Eindruck verschaffen, ob die Autor:innen ev. auch in Richtung meiner eigenen Forschungsfrage gedacht hatten, als sie ihren Text formulierten. Das ist freilich sehr vage zu verstehen, aber auch hier ist es möglich, dass sich herausstellt, dass das, was ich für interessant hielt, sich in Wirklichkeit auf ganz andere Gebiete bezieht: Ich suchte nach "Strudel", weil ich an dynamischen Fließprozessen interessiert bin und fand ein Backrezept. (Allerdings sollte ich das bereits im Abstract bemerkt haben. Aber ihr wisst, was ich meine.)

Auch hier wieder: Wenn ich bemerke, dass das Paper nicht das hergibt, was ich für meine eigene Arbeite benötige bzw. suche, phase ich es aus – freilich mit dem entsprechenden Eintrag in der Bibliographie.

3. Abbildungen

Nachdem ich mir so einen ersten Überblick verschafft habe, schaue ich – ohne zu lesen! – die Abbildungen und Diagramme durch! (Die Captions lese ich dabei natürlich schon.)

Oft erkennt man daran etwaige Qualitätsmängel recht gut: Schwächere Papers sind oft nicht stark in Daten verankert, was sich in wenigen bzw. wenig aussagekräftigen Abbildungen und Diagrammen äußern kann. Nicht selten sieht man ›pretty Pictures‹, die zwar einen Eindruck wecken, ohne ihn aber zu argumentieren! Das sollte nicht allzu oft vorkommen, sonst verliere ich das Vertrauen in das Paper.

Die wichtigen Fragen sind: Warum zeigen mir die Autor:innen das, was wollen sie sagen? Ist es methodisch / datenseitig unterfüttert? (Das geht eventuell erst aus dem Text hervor.) Und last, but not least: Ist es für mich relevant? (Wenn ja: Vermerk auf die Zitationsliste!)

4. Conclusion

Die Conclusion habe ich mir zwar weiter oben schon vorgenommen, aber jetzt werde ich bereits viel besser verstehen, wie der Gedankengang verläuft und ob bzw. wie er für meine Zwecke brauchbar ist.

Festhalten möchte ich ausdrücklich, dass diese Schritte 1-4 eine Vorauswahl sind, aber noch nicht mehr! Ich habe mich zwar bereits mit dem Grundgedanken und den Daten des Texts einingermaßen vertraut gemacht, das aber auf Basis eines Vertrauensvorschusses! Das darf man nicht übersehen! Der muss noch mit Schritt 5 untermauert werden: Der Vorschuss muss in Gewissheit verwandelt werden.

5. Fragestellung, Methode und Diskussion

Wenn das Paper die Schritte 1-4 überlebt hat, lese ich die Textmasse, insbesondere also die Abschnitte über verwendete Methoden und die Diskussion. Dieser Schritt ist sicher mit dem größten Zeitaufwand verbunden (vor allem, wenn man ev. das Eine oder Andere nachrechnen möchte), aber dafür kann er auch zeitversetzt erfolgen: Wendet die Schritte 1.– 4. so an, dass ihr die Literaturliste damit erst einmal nur zusammenstellt! Eure Bibliographie sollte es auch zu einem späteren Zeitpunkt einfach machen, wieder ›in das Paper einzusteigen‹, ohne die aufwändige Voranalyse komplett wiederholen zu müssen.

Freilich ist das die Phase, wo ich auch Zitate identifiziere und in meine Annotierte Bibliographie aufnehme!

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Letztes Update: 16.04.2022